Ligaturen

von Christoph Koeberlin

Ligaturen sind Zeichen, die aus mehreren verbundenen Buchstaben bestehen. Sie verdeutlichen Lauteinheiten oder helfen störende Lücken zu vermeiden. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil professioneller Typografie, und Friedrich Forssman und Ralf de Jong nennen den Satz ohne Ligaturen gar eine »formale Verarmung der Typografie« (Detailtypografie, S. 29). Im Folgenden werden Ligaturen und deren korrekter Einsatz vorgestellt.

Verwendung

Für den Einsatz von Ligaturen kann es im Allgemeinen drei verschiedene Gründe geben:

1. Vermeidung von Löchern oder Kollisionen

Bei besonders ausladenden Buchstabenformen kann es schnell zu unerwünschten Problemen kommen: Folgt einem solchen »f« beispielsweise ein »i«, hat man die berühmte Wahl zwischen Erhängen und Erschießen: Sollen die Zeichen kollidieren oder Abstand halten und somit ein unschönes Loch erzeugen? Die Lösung sind oft Ligaturen, in diesem Fall eine fi-Ligatur.

2. Einfache Bildung von Lauteinheiten

Konsonanten, die zusammen einen speziellen Laut ergeben, schob man gern etwas näher zusammen, z.B. im Deutschen »tt« und »ch«. Diese Ligaturen sind oft in gebrochenen Schriften zu finden und heute zum Großteil nicht mehr üblich.

3. Verzierte Bildung von Lauteinheiten

In diesem speziellen Fall werden Lauteinheiten verziert hervorgehoben. Hier soll die Ligatur auffallen und die Lauteinheit besonders verdeutlichen und schmücken, z.B. bei durch einen Bogen verbundenen st-Ligaturen.

»Satz ohne Ligaturen [ist] eine ›formale Verarmung der Typografie‹«

— Friedrich Forssman und Ralf de Jong in Detailtypografie, S. 29

»Ligaturen-Knigge«

Wo in allen anderen Sprachen Ligaturen nach Herzenslaune gesetzt werden können, gibt es im Deutschen einige wichtige Differenzierungen:

Keine Ligaturen an Wortfugen und bei Beugungsendungen

Wo zwei Bestandteile eines zusammengesetzten Wortes aufeinandertreffen, spricht man von einer »Wortfuge«, hier durch einen senkrechten Strich gekennzeichnet: Wort|fuge.

Diese Nahtstellen dürfen im Deutschen nicht durch Ligaturen verbunden werden. Ähnliches gilt für Beugungsendungen wie -lich, -lisch, -los, -lein, -te, -ten etc., die immer ohne Ligatur angehängt werden. In allen anderen Sprachen gibt es keine solchen Restriktionen.

Für Adobe InDesign hat Günter Jürgensmeier ein Skript geschrieben, das korrekten Ligaturensatz ermöglicht. Es wird durch Friedrich Forssman bereitgestellt (auf der Website ganz unten).

Keine Ligaturen bei erhöhter Laufweite

Wird die Laufweite vergrößert, wirken Ligaturen fehl am Platz. Der »interne« Zeichenabstand paßt dann nicht mehr zum Zeichenabstand des restlichen Textes. Hier kann man sich im Allgemeinen auf die professionellen Satzprogramme wie Adobe InDesign verlassen, die Ligaturen bei Vergrößerung der Laufweite automatisch auflösen.

»Zierligaturen« nur in kurzen Texten

Die kunstvoll verbundenen Buchstabenpaare können in Überschriften und kurzen Texten sehr reizvoll sein. Allerdings ziehen sie die Aufmerksamkeit des Auges zu stark auf sich, so dass sie in längeren Texten meist störend wirken.

Verfügbarkeit in Schriften und Programmen

fi-Ligatur
U+FB01
⇧ + ⌥ + 5
fl-Ligatur
U+FB02
⇧ + ⌥ + 6
fl-Ligatur
U+FB00
ffi-Ligatur
U+FB03
ffl-Ligatur
U+FB04
ſt-Ligatur
U+FB05
st-Ligatur
U+FB06

Die Ligaturen »« und »« sind im Mac-Standardzeichensatz (Mac OS Roman) enthalten und dadurch in den meisten professionellen Fonts mitinbegriffen. Seltener sind Ligaturen wie »«, »«, »« oder »Zierligaturen« wie »«. Vor dem Schriftenkauf empfiehlt es sich, den Zeichensatz einer Schrift zu begutachten. Aufgrund der oben genannten Anwendungsregeln empfiehlt es sich bei deutschen Texten, die Automatik der Satzprogramme auszuschalten und die Ligaturen via Suchen / Ersetzen bewußt einzufügen: Ligaturen einfügen.

Sonderfälle

Das scharfe s

Unser liebes scharfes »s«! Es ist in Deutschland genausowenig totzukriegen wie die diesbezüglichen Diskussionen. Ist es eine Ligatur aus »ſ« + »s« oder »ſ« + »z«? Hinzu gekommen ist im Sommer 2017 nun auch das große Eszett.

Das Et-Zeichen

Das Et-Zeichen oder Ampersand ist ursprünglich eine Ligatur aus den Buchstaben »e« und »t« (lateinisch »et« = »und«), was manchen Ausprägungen des Zeichens nachwievor anzusehen ist. Mehr dazu im entsprechenden Artikel.

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