Verwalten und Betrachten von Fonts

von Norman Posselt

Verwalten

Ob macOS oder Windows, zahlreiche Schriften werden mitgeliefert und unzählige werden zusätzlich zum Kauf oder zur Miete angeboten. Dazu kommen noch jene, die mit Programmpaketen von bspw. Adobe oder Microsoft mitgeliefert werden. Da kann man schnell die Übersicht verlieren.

Schriften und damit auch Schriftverwaltungsprogramme unterstützen Menschen in einer Vielzahl von Berufen: Grafikdesigner, Schriftsetzerinnen, Schriftgestalter (Type Designer), Illustratorinnen, usw. – all jene, die Schriften als grundlegenden Teil ihrer Arbeit benötigen. Sie kaufen ihre Schriften (Fonts) entweder direkt von großen und kleinen Foundries oder von Websites, die auf den Verkauf von Schriften spezialisiert sind (FontShop, MyFonts, Fontspring und andere). Am Ende können es tausende von Schriften auf den jeweiligen Computersystemen sein. Ein effektives und zuverlässiges Font-Management kann dabei helfen und sogar Freude bereiten.

Selbsterstellte Font-Listen und eine übersichtliche Vorschau sind schneller durchsucht als endlose Dropdown-Menüs. Für mehr Komfort sorgt außerdem das automatische Aktivieren und Deaktivieren von Fonts durch Plugins für diverse Programme. So werden bspw. nur temporär Schriften systemweit geladen, wenn ein spezifisches Dokument diese erfordert. Nach Speicherung und Beenden werden sie wieder deaktiviert.

Die hier kurz vorgestellten Apps liegen dem Autor entweder als Testversion oder mit erworbener Lizenz vor. Das Hauptkriterium zur Auswahl war eine aktive Entwicklung der Programme.

Cloud-Management

Bevor es mit den lokalen Verwaltungswerkzeugen losgeht, sollen noch die Cloud-basierten Lösungen genannt werden. Hier steht nicht die Verwaltung an erster Stelle. Es handelt sich viel mehr um Komplettlösungen zum Kaufen, Mieten, und Verwalten von Schriftfamilien: Adobe Fonts – früher als Typekit bekannt –, Fontstand, und Monotype Fonts. Bei Adobe hat man zusätzlich die Möglichkeit eigene, bereits vorhandene Schriften hochzuladen und so auf allen eigenen Computern verfügbar zu machen.

Systemeigene Verwaltung

Als rudimentäre Verwaltungsmöglichkeiten bieten sowohl macOS mit Schriftsammlung als auch Windows mit Schriftarten eigene Werkzeuge an.

Connect Fonts

Ein neuer Name für einen alten Bekannten. Connect Fonts, vormals bekannt als Suitcase, bietet die Verwaltung lokal auf dem Rechner sowie in der Wolke. Bisherige Erfahrungen mit Connect Fonts beziehen sich auf ältere Programmversionen; Suitcase. Der Entwickler Extensis hat für seine Software inzwischen auf das populäre Abonnement-Modell umgestellt. Ein Test ist nur mit Probe-Abo möglich. Leider konnte dies im Rahmen dieses Blogs nicht geschehen.

Fontbase

Fontbase ist eine noch recht junge Software, die von Dominik Levitsky entwickelt wird. Die erste Version wurde im Jahr 2015 veröffentlicht. Inzwischen ist der Funktionsumfang erheblich angewachsen und stellt eine solide Alternative dar. Es gibt eine kostenfreie und eine kommerzielle, genannt Awesome, Variante. Verfügbar ist die App für macOS, Windows, sowie Linux.

Kostenfrei

  • Verwaltung, Sortierung, Aktivierung/ Deaktivierung von Fonts
  • Vorschau
  • Google Fonts-Integration

Awesome

  • Erweiterte Suche
  • Automatische Aktivierung und Deaktivierung von Fonts

FontExplorer X Pro

Der von Monotype inzwischen eingestellte, kommerzielle FontExplorer X Pro war viele Jahre das wohl umfangreichste Softwareprodukt in diesem Segment. Erhältlich für macOS und Windows bot es eine Fülle an Funktionen. Das spiegelte sich auch in der – zunächst etwas unübersichtlich wirkenden – Benutzeroberfläche wieder. Diese konnte aber den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Für größere Teams gab zusätzlich eine Server-Variante.

  • Automatische Aktivierung und Deaktivierung von Fonts (Adobe Suite und QuarkXPress)
  • Weitreichende Fontinformationen
  • Zeichenübersichten
  • Web Preview – eine Vorschau mit der bestehende Websites temporär mit neuen Schriften versehen werden können
  • Schriftklassifizierung
  • helle oder dunkle Oberfläche

RightFont

Eine weitere leistungsfähige App für macOS ist RightFont. Wie bei den vorangegangen Tools können Fonts in Programmen automatisch aktiviert und deaktiviert werden. RightFont bietet die Möglichkeit Bibliotheken mit Teams zu synchronisieren. Dies geschieht bspw. durch Dropbox, Google Drive, iCloud Drive, oder OneDrive. Außerdem werden Dienste wie Google Fonts, Adobe Fonts, SkyFonts und die Monotype Fonts unterstützt. Icon-Fonts sind für das Programm auch keine unbekannten Variablen. Kinderleicht kann aus tausenden Icon-Sets gewählt werden.

Insgesamt ist es eine empfehlenswerte Lösung, die mit einer übersichtlichen Benutzeroberfläche aufwartet. Dazu kommt der verhältnismäßig günstige Anschaffungspreis.

  • Automatische Aktivierung und Deaktivierung von Fonts (Adobe Suite, Affinity Apps, QuarkXPress)
  • Schriften mit einem Klick im gewünschten Design-Programm anwenden
  • Synchronisation mit Teams
  • Integration von Cloud-Fonts
  • Zeichenübersicht
  • Mehrere Farbmodi der Oberfläche

Typeface

Eine weitere App im Bunde für macOS ist Typeface und liegt aktuell in Version 3.7 vor (Stand Oktober 2022). Das Programm reagiert flott auf Eingaben und bietet umfangreiche Möglichkeiten zu Verwaltung und Betrachtung. Das inzwischen obligatorische Aktivieren/ Deaktivieren von Fonts, Einbinden von Google Fonts und Adobe Fonts, sowie Erstellen eigener Listen – als Tags bezeichnet – ist kein Problem und geht intuitiv von der Hand.

Mit einer Einmalzahlung lassen sich diverse Pro-Funktionen aktivieren, man erhält für die kommenden 12 Monate Updates, und kann die Software danach weiterhin benutzen (Feature-Lock). Letzter Punkt ist dem Ansatz des beliebten Designwerkzeuges Sketch sehr ähnlich.

  • Automatische Aktivierung und Deaktivierung von Fonts
  • Integration von Cloud-Fonts
  • Font Switch (Änderung von Schriften in diversen Programmen per Drag and Drop) – ähnlich wie bei RightFont
  • Vergleich von Schriften durch Überlagerung
  • schnelle Auswahl und Erstellung von Sammlungen
  • Synchronisation von Schriften über mehrere Macs hinweg via Dropbox oder Google Drive

Betrachten

Typefacts’ Tastaturkürzelübersicht wird seit Jahren sehr geschätzt. Das bestätigen uns immer wieder E-Mails von Leserinnen. Wer aber auch offline Zugriff auf Zeichen sowie erweiterte Informationen benötigt für den sind die nachfolgenden Lösungen sicherlich interessant.

Codepoint

Eine noch recht junge aber bereits sehr ausgereifte App ist Codepoint. Entwickelt und gepflegt wird die App von Martin Lexow. Sie ist exklusiv für macOS und iOS in den jeweiligen App Stores verfügbar.

Die App läuft nativ, sehr schnell und bietet einen rasanten Zugriff auf mehr als 70.000 Unicode-Zeichen. Eigene Favoriten können leicht angelegt werden. Zusätzlich gibt es erklärende Texte und diverse Detailansichten. Außerdem kann man im Handumdrehen die Entities für bspw. html, Swift, Unicode kopieren.

Typefacts’ Special Characters Workflow

An dieser Stelle auch nochmals der Hinweis auf unseren Alfred Workflow.

Fazit

Aktuell ist mein persönlicher Favorit RightFont. Aber auch Typeface ist einen Blick wert. Beide Werkzeuge sind sehr empfehlenswert. Wer eine App für schnelle Zugriffe auf Zeichen sucht, dem sei Codepoint wärmstens empfohlen.